Die Malerin Paula Modersohn-Becker
Wien [ENA] Der Bildhauer Bernhard Hoetger zeigte sich sofort beeindruckt von Paula Modersohn-Beckers Bildern, die sie ihm in Paris zeigte. Daraufhin schreibt sie ihm in einem Brief am 5.Mai 1905, "Sie haben mich selber mir gegeben." Vielleicht ist das das Rätsel Lösung um ihre Kunst, die lange unverstanden war und in ihrer holzschnittartigen, fast bildhauerischen Formgebung anfänglich durchaus scharfe Kritik erntete.
Ihre Kinderbildnisse, Stillleben und Selbstporträts entbehren oft malerischen Schwung. Der frühe Expressionismus, dem sie zugeordnet wird, wollte sich bewusst aus der Genremalerei emanzipieren und der Gefälligkeit eine versteckte, manchmal grob-freche Ausdrucksweise entgegensetzen, die mit einer gewissen Lust am Hässlichen spielte. Bei Modersohn-Becker verpuppt sich das Menschliche in immer wiederkehrenden, fast mumienartigen, kompakten Formen, deren Lebendigkeit durch einen trotzig-herausfordernden Blick inszeniert wird. Paulas Ehemann, der Maler Otto Modersohn schreibt 1903 in sein Tagebuch, "Paula hasst das Conventionelle und fällt nun in den Fehler alles lieber eckig, hässlich, bizarr, hölzern zu machen...Der Ausdruck wie Cretins!
Und 1905 schreibt er, "sie ist hochkoloristisch aber unmalerisch hart, besonders in ausgeführten Figuren." Paula Modersohn-Becker malt trotzdem wie besessen. In den 14 Jahren ihrer künstlerischen Tätigkeit schaffte sie 750 Gemälde, 1000 Zeichnungen und 13 Radierungen. Ihre Bildsprache enthält Elemente des Expressionismus, Fauvismus, Kubismus und naiver Malerei. Berlin, die Künstlergruppe Worpswede und Paris waren ihre künstlerische Heimat. Mit nur 31 Jahren starb sie 1907 nach der Geburt ihrer Tochter. Am 2.Juni 1927 wurde das Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen eingeweiht und bis 1933 folgten zahlreiche Ausstellungen. Im April 2007 wurde ihr Ölbild "Drei sitzende Mädchen" bei einer Auktion in Bremen für 150 000 Euro verkauft.